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Hochwasserschutz für Immobilien

Alle Jahre wieder treten Elbe, Oder und die Donau über die Ufer und begraben ganze Landstriche unter ihrer nassen Hülle. Zuweilen werden daraufhin kleine Flüsse zu reißenden Strömen. Ein Horrorszenario für Hauseigentümer, welches in vielerlei Hinsicht problematisch werden kann.

Bedroht in seiner Substanz

Ein Haus am Wasser, klingt attraktiv und wurde vor rund 10 Jahren zu Spitzenpreisen verkauft. Gleichwohl ist die Wassernähe oftmals trügerisch. Speziell im Bereich großer wie auch kleinerer Flüsse, ist die Gefahr, Opfer von Hochwasser zu werden, teils enorm. Als beispielsweise im Jahr 2013 das Elbhochwasser das Herzogtum Lauenburg traf, wurden Höchstwerte von 9,60 Metern gegenüber einem Normalpegel von 5 Metern gemessen. Der Schaden belief sich damals auf einen zweistelligen Millionenbetrag. Die Sanierungsarbeiten dauerten Monate.

Haus in Moselnähe
Auch in Moselnähe müssen Keller vor Hochwasser geschützt sein

Das Problem liegt in dem Kontakt des Wassers mit der Bausubstanz. Einige Spritzer verkraftet jedes Mauerwerk, steht dies jedoch längere Zeit mit Wasser in Kontakt, resultieren daraus zwei verschiedene Arten von Feuchtigkeitsschäden. Zieht sich Wasser in so großen Mengen ins Mauerwerk, das es nicht mehr oder nur sehr langsam verdunsten kann, sind sogenannte mechanische Schäden die Folge. Sammelt sich Feuchtigkeit in Verbindung mit Frost, kann es zu Absprengungen an den betroffenen Stellen kommen. Auch in Wasser gelöste Salze haben diese Wirkung. Im Wasser ist Salz kleiner, trocknet ein Bereich aus, bleibt das Salz in einer sehr viel größeren Form zurück. Die Folgen sind Aussandungen von Mörtelfugen, Putzzerstörung und sichtbare Ausblühungen. Feuchtigkeit wird zudem weiterhin von den Salzen hygroskopisch aus der Umgebungsluft angezogen und verursacht den Befall durch Schimmel und Algen. Auch greift Feuchtigkeit die Wärmedämmung an, wodurch es zu Energieverlusten kommen kann.

Technik und am besten schon gestern

Um nicht mit kostenaufwändigen Sanierungen konfrontiert zu werden und am Ende auf einer Ruine sitzen zu bleiben, müssen sich Hausbesitzer in Gewässernähe vor Oberflächen- wie auch vor Grund- und Kanalisationswasser schützen. Im Idealfall haben Immobilieneigentümer die Möglichkeit ein Objekt ab Baubeginn hochwasserfähig aufzurüsten. Dabei wird, wenn nicht zwingend nötig auf einen Keller verzichtet. Ist dieser jedoch unbedingt notwendig, bedarf es einiger Isolierungsarbeiten.

Hier sind zwei Varianten üblich. Zum einen das Auskleiden des Kellers mit Bitumen- oder Kunststoffbahnen. Diese Technik wird als „Schwarze Wanne“ bezeichnet. Zum anderen können bei einem Neubau Bodenplatten und Außenwände aus wasserundurchlässigem Beton verwendet werden. Hierbei wird von einer „Weißen Wanne“ gesprochen. Fenster und Türen sollten darüber hinaus im gesamten Gebäude mit druckwasserdichten Systemen ausgestattet werden. Diese Form der Hochwassersicherung empfiehlt sich ebenfalls bei Nachrüstungsarbeiten bereits bestehender Gebäude.

Gewölbekeller
Bei bestehenden Kellern empfielt sich eine "Schwarze Wanne"

Ebenfalls äußerst wichtig und in gefährdeten Regionen Pflicht, sind Rückstausicherungen bei Abflussleitungen und Anschlüssen. Durch einfache Klappen in den Rohren, wird verhindert, dass Wasser aus der Kanalisation beim Anheben des Pegels in das Haus eindringt.

Wenn das Gebäude in seinen Grundfesten ausreichend geschützt ist, helfen zusätzliche Barrieren das Hochwasser fernzuhalten. Verwendet werden können stationäre Systeme, in die Balken oder starke Bretter eingeschoben werden. Wer die Befestigungen nicht ständig im Blick haben möchte, findet diverse Anbieter temporärer Hochwasserschutzsysteme. Diese werden in der Regel mit Wasser oder Sand befüllt und sind in unterschiedlichen Größen erhältlich. Mit Hilfe dieser Schutzmechanismen, hat die Immobilie eine solide Basis, das Hochwasser unbeschadet zu überstehen. Die Wasserlage der Immobilie gilt fortan wieder als Highlight und dem Verkauf steht nichts mehr im Wege.

Wertminderung durch Hochwassergefahr

Dass sich eine rechtzeitige Sicherung von Immobilien deutlich auszahlt, zeigen diese beiden Beispiele. Im nordrhein-westfälischen Lemgo waren Bürger und Politiker nach kontinuierlich wiederkehrenden Hochwassern soweit sensibilisiert, dass im Jahre 2010 erfolgreich Hochwasserschutzmaßnahmen durchgeführt wurden. Durch die verbesserte Ableitung des Oberflächenwassers landwirtschaftlicher Flächen und zahlreiche Gewässerausbaumaßnahmen, konnten weitere schwere Hochwasser verhindert werden.

Auch im hochwassergeplagten Koblenz wurden 2010 etliche Maßnahme zum Widerstand gegen das Hochwasser eingeleitet und in der ersten Jahreshälfte 2014 vollständig beendet. Was in rechtsrheinischen Stadtteilen wie Ehrenbreitstein bereits vollzogen war, wurde nun auch in Lützel, Neuendorf und Wallersheim angewandt. Hierbei installierten die Verantwortlichen eine Mischung aus mobilen und festen Schutzwänden. So können die auf Rheinniveau liegenden Stadtteile auf unterschiedliche Hochwasser reagieren. Mit Hilfe von komplexen Drainagen und Pumpwerken, wird zudem der Anstieg des Grundwassers verhindert. In diesem speziellen Fall profitieren rund 535 Gebäude von den Schutzmaßnahmen.

Autor: Toni Reichel

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