Die Gehry-Bauten in Düsseldorf
Der Neue Zollhof im Medienhafen von Düsseldorf ist ein wahrhaft einzigartiger Anblick. Dort erheben sich drei vollkommen unterschiedliche, absolut kuriose, aber dennoch untrennbar miteinander verwobene Gebäude in den Himmel. Es handelt sich hierbei um die über die Stadtgrenzen hinaus berühmt gewordenen Gehry-Bauten. Benannt nach ihrem weltberühmten, US-amerikanischen Architekten und Designer Frank Owen Gehry, wurden die Häuser bereits Ende des Jahres 1999 fertiggestellt und prägen seither das Stadtbild der Landeshauptstadt.
Entwicklung des Neuen Zollhofs
Dabei sollte eigentlich alles ganz anders kommen. Denn als Thomas Rempen, der bereits seit 1989 mit der Stadt Düsseldorf an der Konzeptentwicklung federführend beteiligt war, 1990 einen Wettbewerb ausschrieb, mit dem Ziel das Gelände des Zollhofs neu zu bebauen, gewann diesen die Architektin Zaha Hadid. Ihr Design gelangte gar bis zur Planreife, wurde schließlich aber unter bis heute nicht eindeutig geklärten Umständen eingestellt. Einerseits sollen wirtschaftliche Aspekte eine Rolle gespielt haben, andererseits gibt es Gerüchte, dass die Einstellung des Projekts auf Differenzen zwischen Zaha Hadid und Organisator Thomas Rempen zurückzuführen war.
Wie dem auch sei: Das Ergebnis war, dass Frank O. Gehry 1994 mit der Fortführung der Gestaltung des Neuen Zollhofs beauftragt wurde und letztlich ein neues Düsseldorfer Wahrzeichen schuf.
Typisch für Gehrys dekonstruktivistische Bauweise finden sich beim Neuen Zollhof viele asymmetrische Formen, die auf eigenartige Weise ineinander verschachtelt wurden und einen ungewöhnlichen, neuartigen Anblick darstellen. Die Grundbausteine dieser modernen Stadtskulptur sind hierbei drei einander ähnliche, aber zur selben Zeit vollkommen unterschiedliche Türme. Zum einen variieren Höhe und bestimmte Ausformungen der Gebäude, zum anderen ist der größte Unterschied aber an den verwendeten Materialien festzumachen. Während eines der äußeren Gebäude komplett weiß verputzt ist, besteht sein gegenüberliegendes Pendant aus rötlichen Backsteinen. Das verbindende Element ist das mittlere Gebäude, in dessen Fassade sich die beiden benachbarten Bauten spiegeln und so der Eindruck entsteht, als wären die drei Gebäude eine unzertrennliche Einheit. Auch die Fenster der drei Gebäude drücken den Zusammenhalt der Gebäude aus, da ihre übereinstimmende Anordnung ein harmonisches, bestärkendes Schema bildet, das im positiven Widerspruch zu den fragil erscheinenden Fassaden steht.
Ausdruck eines neuen Düsseldorfer Selbstverständnisses
Dass Gehry sich für drei einzelne Gebäude entschieden hat, liegt daran, dass er das neue Stadtviertel nicht komplett vom Hafenbecken und damit vom Rhein abriegeln wollte. Dennoch sollte ein einheitliches Gebilde entstehen, das in seiner Gesamtheit das bestimmende Element des neuen Medienhafens werden sollte. Der von Gehry gewählte Ansatz spiegelt damit geradezu perfekt die Düsseldorfer Stimmung der 1990er Jahre wider. Die Bewohner der Stadt waren von einer Aufbruchsstimmung ergriffen und begierig zu zeigen, dass mit dem Düsseldorfer Strukturwandel der Anschluss an die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands wiederhergestellt ist. Gleichzeitig war das Bauwerk Ausdruck eines neuen Selbstbewusstseins sowie Selbstverständnisses.
Autor: Toni Reichel