Das phaeno in Wolfsburg
Die Pritzker-Preisträgerin und weltberühmte Architektin Zaha Hadid hat auch in Deutschland ihre Fußstapfen hinterlassen. In Wolfsburg entwarf sie mit dem 2005 eröffneten phaeno laut der britischen Tageszeitung The Guardian „eines der zwölf bedeutendsten modernen Bauwerke der Welt“.
In der Tat ist das monumentale Bauwerk sowohl in Sachen Design als auch Bauweise als wegweisend zu betrachten. Im Grunde genommen besteht der 16 Meter hohe und bis zu 170 Meter lange Kunstbau komplett aus Stahl und Beton. Um diesen beiden Baustoffen die von Zaha Hadid gewollten Formen aufzuzwingen, musste das technisch Mögliche neu definiert werden. Die Ingenieure griffen daher auf Spezialbaustoffe zurück und entwickelten einzigartige Glaskonstruktionen.
Die Architektur des phaeno
Die neuartige Art des Bauens mündete deshalb auch in einer für unsere Augen ungewohnten Architektur des Betongebildes. Gemäß Zaha Hadids Vorlieben entstand ein steter Wechsel zwischen harten, kantigen Abschnitten, die immer wieder von weicheren Formen abgelöst werden.
Beispielhaft können hierfür die tragenden Kegel und die sie umgebende Landschaft unterhalb des Bauwerks betrachtet werden. Das Gebilde ruht hoch über dem Asphalt und darunter werden die grundsätzlich sanft modellierten Säulen wiederholt von harten Einschnitten durchbrochen.
Das Äußere der monströsen Immobilie vermittelt dadurch einen passenden Vorgeschmack auf das ebenso spannende Innere. Dieses strotzt geradezu vor Dramatik und scheint nicht von dieser Welt zu sein. Über den großen Innenraum erstrecken sich in regelmäßiger Unregelmäßigkeit Krater, Erhebungen und sogar Höhlen. Hier kann der Besucher seine Neugier in der dort ansässigen Wissenschaftsausstellung mit all ihren Experimenten und dazugehörigen Erläuterungen befriedigen. Dass der Wissenstransfer spielerisch erfolgt, harmoniert dabei mit der abenteuerlichen Gestaltung des Innenraums und ermutigt Jung und Alt, eigene Wege durch die Ausstellung zu finden und sich von den vorgestellten Wunderdingen inspirieren zu lassen.
Die Besonderheiten des phaeno
Um all das in dieser Art und Weise erfahrbar zu machen, wurden verschiedenste Kniffe der Bautechnik angewandt. Der bereits erwähnte Selbstverdichtende Beton, der allein durch die Schwerkraft entlüftet und damit für solch gigantische Sichtbetonbauteile prädestiniert ist, ist dafür nur ein Beispiel. Extra für das phaeno in Wolfsburg erteilte das Bauamt eine „Zulassung im Einzelfall“ und ermöglichte es so, den größten, mit Selbstverdichtendem Beton erbauten Ortbetonbau Europas zu errichten.
Mit dieser Bauweise gehen aber auch besondere Anforderungen an die Statik der Immobilie einher. Die zehn Kegel, auch Cones genannt, könnten in ihrer eigentlichen Anordnung das Gebäude unmöglich tragen. Erst ihre bauliche Einbindung in die Hauptdecke erlaubt eine mehrere Tonnen Stahlbeton tragende Konstruktion. Neben vielen weiteren außergewöhnlichen Maßnahmen ist die Glasfassade besonders hervorzuheben. Sie prägt die Stadtansicht der Immobilie und ist wie vieles andere auch ein Unikat; speziell für das phaeno konzipiert. Über mehrere Meter der äußeren Fassade erstreckt sich diese Glasfront und zählt durch seine schiere Größe zu den Highlights des phaeno in Wolfsburg.
Autor: Tanja Manz